Unsere geplante Urlaubsreise beginnt mit dem Artikel:
1. Die Hinfahrt – Urlaub in Ungarn, der keiner war
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Unser temporäres Reiseziel war die reichste Stadt Ungarns, Budaörs (Wudersch). Hier leben viele Schwabendeutsche. Aber nicht sie allein sind die Ursache dieses Wohlstandes. Nach der Wende wurde für die investitionsfreudigen, ausländischen Konzerne nach Grund und Boden gesucht. Am besten eigneten sich dazu die rein landwirtschaftlich genutzten Flächen westlich vor Budapest. Wer heute auf der Autobahn nach Budapest hineinfährt oder über die unfertige Ringautobahn M 0 Richtung Balaton will, sieht die gewaltigen Industrieanlagen auf der linken Seite.
Vor der Wende war Biatorbágy an der M1 von Wien nach Budapest noch ein unbedeutendes Nest. Heute beginnen hier bereits die großen Industrieansiedlungen, die sich bis an den Stadtrand Budapests hinziehen und eigentlich den Ort zu einem Bestandteil der Hauptstadt haben werden lassen. Allein durch die großen Handelskonzerne TESCO, OBI, METRO und Ungarns größtem Supermarkt AUCHAN (ein französisches Handelsunternehmen) mit 100 Kassen fließt dem Ort soviel Gewerbesteuer zu, dass er es sich leisten kann, ein neues Rathaus zu errichten, dass in Größe und Dimension dem deutschen Kanzleramt gleich kommt und Fußwege in der kleinen Parkanlage – geschützt durch runde Glasscheiben – von unten beleuchtet werden.
Das Rathaus von Budaörs (vor Budapest)
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Das Rathaus erinnert den Reisenden an ungarischen Größenwahn, der bereits beim Bau des Parlaments (ungarisch: Országház) nach dem Vorbild des Westminster Abbey begann. Nichtsdestotrotz sind Rathaus und Parlament an Eleganz und architektonischer Schönheit außen und innen kaum noch zu übertreffen. Das Parlament Ungarns hatte allerdings eine große historische Bedeutung für das nationalistische Identitätsbewusstsein und den Stolz des ungarischen Volkes. Das neogotische Gebäude wurde im Jahre der Milleniumsfeier 1896 (Planer: Imre Steindle) erbaut. Im gleichen Jahre fuhr Europas erste U-Bahn In Budapest. An den Außenfassaden wurden 88 Statuen der Ungarischen Landesfürsten platziert. Über den Fenstern baute man die Wappen berühmter ungarischer Familien ein. Zur Zeit des Baues war das Gebäude eines der größten der Welt und eben für Ungarn um einige Nummern zu groß. Es besitzt 10 Innenhöfe, 13 Personen- und Lastenaufzüge, 27 Eingänge, 29 Treppenhäuser und 691 Räume (darunter mehr als 200 Räume für offizielle Anlässe und Empfänge). Sie sollten die ungarische Hauptstadt nicht besuchen, ohne eine Visite des Parlaments und der Burg eingeplant zu haben.
Jedenfalls bescheren die internationalen Unternehmen der Stadt Budaörs (Wudersch) offensichtlich einen erfreulichen Geldsegen aus dem Gewerbesteueraufkommen. Aus deutscher Sicht irritiert ein wenig das damit finanzierte Kontrastprogramm der Stadt. Einerseits ist in den späten Abendstunden die übergroße Innenhalle des Rathauses geöffnet und mit zwei elegant gekleideten Herren besetzt, die dort auf einem überdimensionierten Flachbildschirm fern sehen (dafür ist offensichtlich Geld vorhanden) und auf vielen hundert Metern Länge fern der Straße liegende Geschäfte mit Nirosta-Geländern und Nirosta-Handläufen abgegrenzt, andererseits muss man sogar auf der Durchgangsstraße nach Budapest sehr aufpassen, dass man wegen der Schlaglöcher und Bodenwellen nicht mit dem Kopf das Fahrzeugdach von innen eindellt.
Diesem – eigentlich schönen und zugleich widersprüchlichen Ort – wollten wir „mit unserer Anwesenheit die Ehre geben“.
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Kommentar von Dan
#1 2. Juli 2010, 12:37 pm Uhr |
Ich finde es schon sehr eigentümlich, das ein Land, das eigentlich erst jetzt den Sprung vom Schwellenland zur Industrienation geschafft hat, sich ein solch pompöses Rathaus in Budapest leisten kann. Das sieht ja teurer aus als das Rathaus von Düsseldorf.